Nach zweistündigem Flug sind wir in „The Alice“, wie die Australier sagen angekommen. Sobald wir das Flugzeug verlassen, schlägt uns die trockene Hitze des Outback entgegen. Knapp 40° hat es hier, aber es ist eine angenehme Hitze, weil kaum Luftfeuchtigkeit vorhanden ist.
Leider haben wir nicht so viel Zeit in Alice Springs, denn es liegt noch eine ordentliche Tagesetappe vor uns. Wir müssen heute noch bis zum Kings Canyon fahren, der ca 350 km entfernt ist. Wir erfahren beim Autovermieter, dass unser gebuchtes Auto kein 4WD hat und wir somit eine von uns geplante Piste nicht fahren könnten. Außerdem verlangt er noch 300$ Einweggebühr, da wir das Auto am Ayers Rock zurückgeben müssen. Ein ziemlicher Wucher für die nicht mal 400 km bis dorthin…aber wenigstens gibt uns der nette Herr von Thrifty ein Upgrade auf einen geländetauglichen Allradwagen.( diesmal lässt sich Fredi auch erklären, wie das 4WD funktioniert…)
Also drehen wir nur eine kurze Runde in Alice Springs, einer netten kleinen Stadt mit hohem Aboriginal Anteil. Vorbei am“ Royal Flying Docters Service“ und der „School oft he Air“, wo Kinder auf entlegenen Farmen per Funk unterrichtet werden, fahren wir ein Stück auf dem Stewart Highway Richtung Süden.
Dann biegen wir ab und fahren über 100km auf einer Sandpiste, die es ganz schön in sich hat. Aber Fredi hat das 4WD sicher im Griff und navigiert uns durch alle Verwehungen und Schlaglöcher. Auch an den Linksverkehr hat er sich schon gewöhnt. Allerdings haben wir auf der gesamten Strecke nur ein einziges Auto getroffen, ansonsten sind wir ganz alleine unterwegs im Outback.
Auch die Tierwelt hat sich bis jetzt ziemlich gut versteckt, bis auf einen Dingo, der uns über den Weg lief, haben wir nicht viel vors Gesicht bekommen…vor allem keine Kängurus!
Gegen Abend erreichen wir halbwegs erschöpft das Kings Canyon Resort. Fredi kämpft schon wieder mit einer Erkältung und die stundenlange Autofahrt hat seine ganze Energie beansprucht. Wir begeben uns noch ins Hotelrestaurant, wo sie uns natürlich eine Lawine fürs Buffet abknöpfen. Aber was soll man machen, es ist ja die einzige Möglichkeit weit und breit und schließlich haben wir echt Hunger!
Nach dem Auschecken sind wir zum Kings Canyon gefahren, um uns diesen etwas aus der Nähe anzusehen. Man kann hier 2 Wanderrouten gehen, wir entscheiden uns wegen Lina und der Hitze für den kürzeren Kings Creek Trail. Der Weg führt durch das ausgetrocknete Flussbett bis zu einem Aussichtsplatz im Inneren des Canyons. Der Kings Canyon war früher ein sehr heiliger Platz für die Aborigines, aber auch heute kann man die spirituelle Kraft dieser Schlucht spüren.
Weiter geht es heute knapp 350km bis zum Ayers Rock, wo wir die nächsten 2 Nächte im Ayers Rock Resort verbringen werden. Auch dieses Hotel ist das einzige weit und breit und wieder sind wir verpflegungstechisch ausgeliefert. Außerdem haben wir leider Pech mit dem Wetter. Obwohl es hier fast immer sonnig und wolkenlos ist, hängen heute dicke Wolken über dem Uluru und auch der Regen verschont uns nicht. Das heißt, Sonnenuntergang am Ayers Rock fällt heute schon mal aus.
Wir können nur hoffen, dass das Wetter morgen besser wird. Unsere Laune ist heute sowieso nicht die beste, wir fühlen uns dem „Resortzwang“ unterworfen und sehnen uns schon nach der Unabhängigkeit mit unserem Camper!!
Als wir heute aufwachen, ist der Himmel immer noch mit dichten Wolken behangen. Es regnet zwar nicht mehr, aber von der Sonne ist weit und breit nichts zu sehen…
Nach dem Frühstück fahren wir in den Uluru und Kata Tjuta Nationalpark. Dieser wird vom Aborigine Stamm der Anangu verwaltet und bewahrt die zwei größten Natur und Kulturschätze Australien. Die Anangu geben im Cultural Centrum sehr eindrucksvoll Einblick in ihre Kultur und ihren Umgang mit der Natur.
Wir haben nicht gedacht, dass es so beeindruckend ist, denn Uluru aus der Nähe zu betrachten. So viele Bilder haben wir schon von diesem Berg gesehen, aber wenn man vor ihm steht, kann man seine Kraft fühlen. Nicht umsonst hat der Uluru eine so hohe spirituelle Bedeutung für die Aborigines.
Die Anangus bitten, ihre Kultur zu respektieren und den Berg nicht zu besteigen. Das Besteigen des Uluru war früher mit sehr spirituellen Zeremonien verbunden und hatte große Bedeutung. Dennoch gibt es immer wieder ein paar Unverbesserliche, die das Besteigen des Berges nicht lassen können, viele davon unterschätzen die Anstrengung und schon etliche sind dabei zu Tode gekommen. Heute sehen wir zum Glück niemanden am Berg.
Wir umrunden den Uluru und sind beeindruckt von den bizarren Felsformationen. Wir sehen Felsmalereien in einer Höhle, früher war hier die Schule für Anangu Kinder, welchen das Wissen über die Natur von ihren Vorfahren weitergegeben wurde.
Das Wetter wird glücklicherweise immer besser, die Wolken lockern auf und die Sonne kämpft sich durch. Da klettert das Thermometer auch schnell wieder auf über 30°. Nur die Fliegen werden langsam lästig, sie schwirren vorm Gesicht herum und wollen in unsere Ohren, Nasen und Augen. Gut, dass wenigstens Lina davon verschont bleibt!
Wir fahren weiter zu den etwa 40km weiter entfernten Kata Tjutas, auch Olgas genannt. Diese mehrere Millionen Jahre alte Gebirgsformation besteht aus 36 Kuppen und hat eine Gesamtausdehnung von 36 qkm. Der Name „Kata Tjuta“ stammt von den Ureinwohnern und bedeutet „Viele Köpfe“. Auch dieser Berg gilt als heilige Stätte der Aborigines.
Wir sehen auf unserer Fahrt einige Reptilien und Vögel, aber die Kängurus verstecken sich hartnäckig vor uns. Wir waren uns sicher, dass es hier nur so wimmelt von den Viechern, aber weit gefehlt! Angeblich sieht man sie hier nur in den Morgenstunden und in der Abenddämmerung. Vielleicht haben wir heute Abend mehr Glück.
Nach einer kurzen Pause im Hotel und einen Sprung ins Pool machen wir uns dann wieder auf, um den Sonnenuntergang am Uluru zu sehen. Es zeigt sich wieder mal dass wir Glückskinder sind, denn mittlerweile hat es ziemlich aufgeklärt und die Sonne hat sich zwischen den Wolken durchgekämpft und strahlt uns an. Wir sind darauf eingestellt, dass wir den Sonnenuntergang mit Hunderten anderen Menschen teilen müssen, aber so arg ist es dann gar nicht. Der Parkplatz beim Sunsetpoint ist lange nicht voll und jeder Fotograf findet in Ruhe sein Plätzchen. Klugerweise halten die Autobusse mit den organisierten Touren woanders, somit bleibt die Gruppe der Selbstfahrer überschaubar.
Wir sind schon eine Stunde vor Sonnenuntergang da und der Uluru erstrahlt noch im Sonnenlicht. Je mehr sich die Sonne neigt, desto mehr Schatten fällt wieder auf ihn und das Farbenspiel wird schwächer. Doch dann, als die Sonne schon ganz tief stand, erstrahlt er plötzlich nochmal für einige Minuten in kräftigem Rot. Dieses Naturschauspiel ist dermaßen beeindruckend und man kann die Stimmung wahrscheinlich schwer auf Fotos wiedergeben.
Als der Uluru dann gänzlich im Schatten liegt, erleben wir auf der Sonnenseite noch eine Wolkenstimmung, die man auch nicht alle Tage sieht. Man hat das Gefühl, der Himmel brennt und die Sonne mobilisiert nochmal ihre ganze Kraft, bevor sie sich zur Ruhe begibt.
Auch wir beenden heute einen sehr erlebnisreichen und eindrucksvollen Tag und freuen uns, dass sich auch unsere Laune wieder deutlich gebessert hat. Morgen fliegen wir weiter nach Perth!